Die altersbedingten Veränderungen der Hornhaut können die klinischen Ergebnisse beeinflussen. Die SCHWIND AMARIS Lasersysteme arbeiten mit einem altersbasierten Nomogramm. Dies berücksichtigt den Wassergehalt der Hornhaut, die Über- bzw. Unterrefraktion durch Akkommodationseinflüsse und das geplante Ergebnis (Zielrefraktion). Hintergrund: Der Wassergehalt der Hornhaut verringert sich mit zunehmendem Alter1,2 – und dies unabhängig von der Höhe und Art des Sehfehlers. Je mehr Wasser die Hornhaut enthält, desto weniger effizient ist der Abtrag.3,4 Das heißt, bei jungen Patienten ist der Abtrag pro Puls am geringsten und wird mit zunehmendem Alter größer. Mit dem Älterwerden vermindert sich auch die Fähigkeit zur Akkommodation5,6,7 – und dies ebenfalls unabhängig von der Höhe und Art des Sehfehlers.
Das bedeutet, dass bei den Altersgruppen bis 53 Jahre im Falle einer Myopie die gemessene Refraktion tendenziell zu hoch ist8 während sie entsprechend bei Hyperopie zu gering ist. So sind junge Patienten zufriedener mit ihrer Sehqualität, wenn das refraktive Ergebnis leicht hyperop ist. Die Zufriedenheit älterer Patienten steigt mit einer leicht myopen Restrefraktion, weil die Fähigkeit zur Akkommodation nachlässt. All diese Einflussfaktoren werden dynamisch und progressiv berücksichtigt. Der SCHWIND AMARIS skaliert dann das Ablationsprofil entsprechend der Alterseingabe bei der Planung.
Im Falle einer Myopiebehandlung wird bei jungen Patienten das Ablationsvolumen um +5% gegenüber dem Eingabewert erhöht. In der Altersgruppe 28 bis 53 Jahre werden -3% sowie bei den älteren Patienten -10% abgezogen. Die Hyperopiebehandlung berücksichtigt bei jungen Patienten hingegen +5%, in der Altersgruppe 28 bis 53 Jahre +3%. Bei älteren Patienten wird keine Änderung gegenüber dem Eingabewert vorgenommen.
Kürzlich habe ich den Einfluss von Altersfaktoren in einer umfangreichen klinischen Studie mit 812 myopen Augen untersucht. Das mittlere Patientenalter lag bei 38 Jahren (zwischen 18 und 61 Jahren). Alle Patienten unterzogen sich einer Aberration-Free LASIK Behandlung mit dem SCHWIND AMARIS und wurden bis zu einem Jahr postoperativ beobachtet. Die präoperative Sphäre reichte von -12,25 bis -5,00 dpt, und Astigmatismus wurde bis 4,25 dpt behandelt. Sphären- und Zylinderwerte basierten auf der manifesten Refraktion ohne Anpassung an ein Nomogramm. Bei den Behandlungen wurde eine optische Zone von 6,0 bis 6,8 mm zugrunde gelegt. Die gesamte Ablationszone lag zwischen 7,3 und 9,3 mm. In allen Fällen zielte die Behandlung darauf, den Sehfehler zu korrigieren und somit das unkorrigierte Distanzsehen zu verbessern – ohne Aberrationen zu induzieren oder die Kontrastsensitivität zu reduzieren.
Ein Jahr nach der Behandlung lag die mittlere Abweichung von der Zielrefraktion bei +0,1 ±0,4 dpt für das sphärische Äquivalent (SEq) und 0,2 ±0,3 dpt für den Astigmatismus. Bei 96% der behandelten Augen lag der Sphärenwert innerhalb von ±0,50 dpt des geplanten Ergebnisses, bei 91% lag der Zylinderwert innerhalb von 0,50 dpt des geplanten Ergebnisses. Eine Stabilität der Ergebnisse stellte sich bereits eine Woche nach der Behandlung ein.
Eine Analyse nach Altersgruppen zeigte folgende verbleibende Restrefraktionen: In der Gruppe der jungen Patienten (<28 Jahre) wurde ein sphärisches Äquivalent von +0,04 ±0,34 dpt und ein Astigmatismus von 0,19 ±0,28 dpt beobachtet. In der Patientengruppe zwischen 28 und 53 Jahren zeigte sich ein Sphärenwert von -0,07 ±0,34 dpt und ein Astigmatismus von 0,21 ±0,28 dpt.Bei den älteren Patienten (>53 Jahre) wurde ein sphärisches Äquivalent von -0,40 ±0,51 dpt sowie ein Astigmatismus von 0,28 ±0,33 dpt erzielt. Die Ergebnisse bestätigen die Exaktheit des in den AMARIS Profilen integrierten altersbasierten Nomogramms. Das Nomogramm sorgte für das Erreichen des gewünschten sphärischen Refraktions-wertes, während es auf den Zylinderwert keinen signifikanten Einfluss hatte.
Verbleibende Restrefraktion in den drei Altersgruppen ein Jahr nach der Behandlung
Schlussfolgerung: Die Gegebenheiten der Hornhaut und des Augeninneren verändern sich mit zunehmendem Alter und beeinflussen das klinische Ergebnis der refraktiven Korrektur. Je höher die geplante Refraktion, desto größer ist die anzunehmende Abweichung. Daraus ergibt sich die Kompensation durch einen prozentualen Auf- oder Abschlag und nicht durch einen festgelegten Wert. Das heißt beispielsweise, dass bei einem 70jährigen myopen Patienten nicht automatisch eine Restrefraktion von +0,5 dpt bzw. bei einer 20jährigen myopen Patientin -0,25 dpt gemessen würde. Vielmehr würde man bei dem 70jährigen eine sphärische Überkorrektur von 10% bzw. bei der 20jährigen Patientin eine Unterkorrektur von 5% erwarten, wenn kein altersbasiertes Nomogramm zugrunde gelegt würde. Die Resultate zeigen weiterhin, dass pro zehn Jahre Lebensalter eine Änderung in der Planung von drei Prozent zu berücksichtigen ist.
1 Amparo F, Patel S, Alió JL, Rodriguez-Prats JL, Moreno LJ. Relationship Between Patient Age and Refractive Index of the Corneal Stroma During Refractive Surgery Assisted by Femtosecond Laser Flap Creation. Cornea. 2012 Feb 13. [Epub ahead of print]
2 Patel S, Alió JL, Amparo F, Rodriguez-Prats JL. The influence of age on the refractive index of the human corneal stroma resected using a mechanical micro-keratome. Cornea. 2011 Dec; 30(12):1353-7.
3 Kim WS, Jo JM. Corneal hydration affects ablation during laser in situ keratomileusis surgery. Cornea. 2001 May;20(4):394.
4 Dougherty PJ, Wellish KL, Maloney RK. Excimer laser ablation rate and corneal hydration. Am J Ophthalmol. 1994 Aug 15; 118(2):169-76.
5 Strenk SA, Strenk LM, Koretz JF. The mechanism of presbyopia. Prog Retin Eye Res. 2005 May;24(3):379-93. Epub 2004 Dec 19.
6 Atchison DA. Accommodation and presbyopia. Ophthalmic Physiol Opt. 1995 Jul;15(4):255-72.
7 Cervino A, Hosking SL, Rai GK, Naroo SA, Gilmartin B. Wavefront analyzers induce instrument myopia. J Refract Surg. 2006 Oct;22(8):795-803.
8 Thibos LN. Unresolved issues in the prediction of subjective refraction from wavefront aberration maps. J Refract Surg. 2004 Sep-Oct;20(5):S533-6. Review